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Courtesy Frau Franz Graf zeigt ihre Sammlung im 20’er Haus, Happy Birthday Franz Graf zum 60’er

Ich liebe das 20’er Haus, bin dort aufgewachsen, wurde dort kunsthistorisch und personalmassig ausgebildet vom damaligen Direktor Alfred Schmeller, der trotz Direktorium Zeit fuer das Fine Tuning gefunden hat und äußerst gut mit der Kunstszene verbandelt war, zur schönen Martha Jungwirth seiner Frau, die unvergesslichen Abende im Burgenland, der Wein oder die Frau Minister Hertha Firnberg. Die Ausstellung 1971 von Walter Pichler war fuer mich 17 Jährigem damals grandios, auch im Zeitkontext gesehen. Nicht zu vergessen die Arena die sich im Hinterhof eingenistet hat und ein feeling von mini Woodstock erfasste das Haus. Oft scherzten wir das im Hof eigentlich ein Schwimmbecken installiert gehört und so im Sommer mehr Lebensqualität einziehen würde. Karl Schwanzer’s Bau, aufgebaut, abgebaut und wieder aufgebaut hat es in sich.

Viele Leute meckern über die Renovierung, ich bedauere, daß die Intimität verloren gegangen ist und natürlich die Stiege fehlt mir, Museen ohne Stiegen, na ja. Das Foyer ist wurde zur Wartehalle, früher waren links die Garderoben Damen, rechts Buero, Bibliothek und dahinter residierte der Direktor. Heute links nix, es geht zwar zum Wunderschönen Kino, rechts ein unüberschaubares Angebot an in weiß gehaltenen Konzept Kunstbüchern. Kann jemand sagen, was mit der Bibliothek passiert ist? Was da im Untergeschoss los ist? Das laesst sich nur verbuchen mit Zwangsbeglückung der Raumplanung.

Warum versteckt man die Geschichte dieses Hauses? Ist dies einen in Wien typischen OVP/SPO Kulturkampf zum Opfer gefallen? Was ist anders zu damals, ja die Museumswächter starren heute in ihrer Arbeitszeit überwiegend auf ihre Smartphones, selten wissen sie ueber die Kunstwerke bescheid.

Definitiv waren die Versprecher von Frau Agnes Husslein der Highlight der Eröffnungsreden, es bleibt das 20’er Haus in der Seele jedes Wieners und jeder Wienerin. Nun ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, das das Besondere, was Herr Schmeller aus diesem Haus gemacht hat, nicht mehr vorhanden ist. Ich kann nicht genau sagen, was es ist, da ich nicht hinter die Kulissen sehen kann, aber ein leichtes IKEA oder ist es gar ein KIKA Lüfterl zieht durch die Räume. Wird das Flair - Ankerbrotfabrikdesign der allgemeine Museum’s Standard? Die Gironcoli Ausstellung im unteren Belvedere war doch ausgezeichnet, übrigens Thema Gironcoli: wieso die Stadt Wien diesen “Künstler von Welt” kein Museum baut entzieht sich meinem Verständnis. Falko sang “muss man sterben um zu leben” oder war es “muss man leben um zu sterben”.

Zurück zur Ausstellung, was mich entzückt hat, ist die Fahrt mit dem Aufzug in den ersten Stock, ein durch und durch umgebener Hochglanzstahl -Tank mit Putzkratzern, richtiger Geschwindigkeit und Proportion. In diesem Moment des Hochfahrens kam die Frage in mir hoch, wieso hat Frau Graf die Aufzüge nicht einbezogen? Diese Fragestellung ging mir nicht mehr aus dem Kopf, schnell halb uninteressiert ging ich durch die obigen Kunst Installationen, diesmal über die Treppe wieder hinunter. Betrachtete die Raumgestaltung und siehe da, auf den Raum bezog man sich nicht, gehe in das Foyer, auch auf diesen Raum bezog man sich nicht, gehe aus dem Innenraum heraus und betrachte das Gebäude, hier wird euch kein Bezug hergestellt. Ist den Ausstelungsmachern das Geld ausgegangen oder hat Frau Graf dies nicht interessiert, oder gar pragmatisch entschieden "es reicht"?

Ich erfahre später, das die Ausstellungs-Raumgestaltung ein Architekt gemacht hat, Baukastensystem aus Doka Material, jetzt wundert mich nichts mehr, im 7 seitigen -Ausstellungs -Laserausdruck -Beigabeblatt steht hinten, wir betreten die Bühne des Protagonisten Graf…., nicht ganz so, aber so ähnlich. Bei dem Wort Protagonisten klappt sich das Taschenmesser in meiner Hosentasche auf. Nun gut, bei der Eröffnungsrede redet ein typischer Kulturprotagonist, Frau Graf nickt applaudiert höflich und redet aber nicht und wie gesagt Frau Husslein spricht vom 20’er Haus, sehr sympathisch.

Das der Raum nicht einfach zu bespielen ist, verstehe ich, aber die Handschrift eines Architekten und oder eines Künstlers ist klar unterscheidbar. Bilder, die nicht den Raum bekommen, den sie brauchen, mutieren zu Postern. Die schick angedeutete Designer Baustelle kommt an die Schönheit keiner Wiener Baustelle und auch an kein Schaufenster einer schicken Modeboutique in London ran. Frau Franz Graf’s Sammelsurium, geschützt in Aquarien, die vielen Schallplatten Cover aus Frau Graf’s Sammlung, die Nightclub Bühnen implizieren Jugendlichkeit und baldige Electro Musik. Auf die Frage “Franz haben’s die gut behandelt”, bekomm ich keine Antwort. Frau Franz Graf hat hier ihre eigene Sammlung ausgestellt, ihrer Studenten, Freunde und Kollegen, beachtenswert. Jemand flüstert mir ins Ohr “ Hearst do drüben ist die Krystufek, die is jetzt zum Islam konvertiert”, ich dreh mich um wo wie was? Ein anderer sagt mir das sie nun ihre eigenen Gesichter übermalt seit dem sie beim Islam ist, ich sehen sie und denke was früher nach außen wendet sich jetzt nach innen. Kollege soundso sehr gut gekleidet, die Haare frisch gewaschen, luxuriöser Schal an sich ein sympatiko, sehr nett aber leider hat er die Karlsplatz U-Bahnstation unverzeihlich verschandelt.

Ich denke, heutzutage eine konzeptuelle und kontext bezogene Ausstellung zu machen braucht ein gutes Team, das auch textlich den Bildern und dem Konzept zuarbeitet. Wir kämpfen bei unseren Ausstellungen auch ständig mit der Kontextualisierung und der Textebene, manchmal ist es gut, die Bilder und Objekte fuer sich, mit genügend Raum, drum rum wirken zu lassen, ohne den ganzen Brimborium. Aber was erreicht ist, ich gehe bestimmt nochmals hin und schau mir alles ohne die vielen Ausstellung - Besuchern an. Happy Birthday Frau Franz Graf zum 60’er im 20’er! Tschuldigung aber das anschreien “Photographieren ist verboten” ist unzeitgemäß.

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